SOZIALSTAAT |
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Zitate christlicher Soziallehre aus einem Stern-Beitrag
und Ihre, von Ihnen, liebe Besucher, eingesandten sachlichen Kommentare. |
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19. November 2003, Wirtschaft, Sozialstaat Der Stern interviewt
Prof. Dr. Friedhelm Hengsbach. Trendige Fragen erhalten überraschende Antworten,
die völlig gegen die gängige Meinung zum nötigen Sozialabbau gerichtet sind.
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1. Ich widersetze mich dem herrschenden
Glaubenssatz, der mit missionarischem Eifer in die Bevölkerung gehämmert
wird: Wir können uns den Sozialstaat nicht mehr leisten! Er ist zu teuer! |
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2. Seit 25 Jahren demontiert man den
Sozialstaat, baut die solidarischen Sicherungen ab, nennt das wie der
Christdemokrat Merz "Befreiungsschläge", tut das alles mit dem Versprechen,
danach werde es uns besser gehen, es werde mehr Arbeit geben. Doch die Zahl
der Arbeitslosen ist in dieser Zeit von einer auf fünf Millionen gestiegen.
Durch Sparen und noch mehr Steuersenkungen lässt sich die Karre nicht aus
dem Dreck ziehen. |
2. |
3. Der Staat muss massiv investieren - in die
ökologische Umsteuerung, in die Bildung, die Arbeitszeit muss verkürzt und
nicht verlängert werden, wie es heute absurderweise immer heftiger gefordert
und oft schon praktiziert wird, und das sogar noch ohne Lohnerhöhung. |
3. |
4. Deutschland, das ein Drittel der
europäischen Wirtschaftskraft stellt, wird nur zu mehr Beschäftigung finden,
wenn die Kaufkraft endlich gestärkt, die Binnennachfrage angekurbelt wird.
Aber anstatt über eine Kurskorrektur nachzudenken, wird mit der Agenda 2010
und den Hartz-Gesetzen das Falsche noch verschärft. Es ist wie bei einem
Junkie: Die Dosis wird erhöht. Der Sozialstaat wird eingerissen. |
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5. Schröder möchte den wirtschaftlichen Eliten
gefallen. Er lässt sich von ihnen treiben und tritt dafür kräftig nach
unten. Es ist eine wirklich bittere Ironie der Geschichte, dass ein
SPD-Kanzler das Lambsdorff-Tietmeyer-Papier von 1982 nun nicht nur umsetzt,
sondern noch verschärft. Seine Agenda 2010 ist eine Kriegserklärung an die
Opfer der Krise. Was da drinsteht, konnte man schon bei Reagan und Thatcher
lesen. Dieser 14. März, an dem er die Agenda im Parlament verlesen hat, war
ein schwarzer Tag für den Sozialstaat - und die Demokratie. |
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