Nach RWE und VW werden weitere
Konzerne gefunden, die Mandatsträger sponsern. Seit Arentz aus dem
cDU-Präsidium abgewählt wurde schlägt das Thema immer weitere Kreise.
Zwei Kommentare aus der Zeitung von heute:
BÖRSEN-ZEITUNG, Titel "Wolfsburger Amigos": "Nach massiver Kritik
stellt Volkswagen die seit 15 Jahren praktizierte Fortzahlung von Bezügen
für freigestellte Unternehmensangehörige ein, die sich auf dem politischen
Parkett des Bundes oder der Länder tummeln. Dass VW diese Praxis der
politischen Subventionierung stoppt, kommt fast einem Schuldeingeständnis
gleich. In diesen Zeiten kann eigentlich gar nicht genug wirtschaftlicher
Sachverstand in den Parlamenten sitzen. Aber bitte in voller Transparenz.
Wenn jemand auf dem Ticket eines Unternehmens fährt, muss das offen gelegt
werden."
SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Affären haben ihre eigene Dramaturgie.. Es wäre
schade, wenn die unübersichtliche Affäre um Lobbyisten und Empfänger
dubioser Einkommen folgenlos bleiben würde. Der Wähler muss wissen, ob sein
Abgeordneter unabhängig ist und wie viel Zeit er hat, um sein Mandat
auszufüllen, aber bislang kann er das nicht erfahren. Dabei ist die
Offenlegung der Einkünfte von Politikern in anderen Ländern eine
Selbstverständlichkeit. Warum soll Transparenz für deutsche Politiker
schädlich sein?" |
Das sagt (fragt) die
eLeW:
Am Ende dieses Tages geht die Meldung über den Ticker, dass einer der VW-Amigos
sein Bundestagsmandat abgegeben hat. Wie die anderen hat er ein Einkommen
ohne Gegenleistung angenommen, darüber hinaus aber hat er über die
tatsächliche Höhe gelogen. Das Letztere ist unannehmbar, die Konsequenz
daraus unausweichlich. Aber:
Verfallen wir doch nicht mit der Masse in die Hysterie über die Raffgier,
der wir doch alle mehr oder minder als Geiz-ist-Geile,
Versicherungsabzocker, Drückeberger auf der Arbeit oder Schrott-Andreher nur
mal zum Beispiel selber erliegen. Unterstellen wir doch mal VW, dass der
Konzern als Mäzen stolz auf den Betriebsrat war, der den Sprung in den
Bundestag schafft und ihn einfach so weiter entlohnt. Die anderen
Betriebsratsmitglieder, die im Betrieb verbleiben, erhalten ja auch ihr
Gehalt, ohne am Golf zu schrauben. Der Gesetzgeber hat das doch selbst
erfunden. Ein gelernter Betriebsrat hat in erster Linie das Wohl der
Belegschaft im Auge, und dürfte das auch im Bundestag im Auge behalten. Ist
doch logisch und nicht naiv. Und wenn der ehemalige Bundestagsabgeordnete
wieder im Betriebsrat sitzt, ist er dem Konzern eher ein viel mächtigerer
Gegenspieler als alle seine anderen unbeurlaubten Kollegen.
Der Skandal liegt ganz woanders: Der Abgeordnete soll seinem Gewissen
unterworfen sein. Franz Müntefering jedoch verlangt Fraktionszwang und alle
sPD-ler stimmen Hartz IV zu, weil sie sonst kein Mandat mehr erhalten.
Gut, wenn durch die Ereignisse Transparenz für deutsche Politiker verbessert
oder geschaffen wird.
Wer aber schafft uns die Müntefering-Amigos vom Hals? |
Unehrliche Politiker hatten wir (leider) hier das letzte Mal am
19.12.2004,
Laurenz Nimmersatt
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