Kurz vor der Wahl in NRW will
die Bundesregierung gesetzliche Schutzregeln im Dienstleistungssektor
einführen. Die Grünen wollen hierzu das Entsendegesetz erweitern. Die Union
wetteifert plötzlich mit der Regierung und will die von den Tarifparteien
vereinbarten Lohnhöhen in Gesetzesform zur Mindestgrenze erheben.
Ein Zeitungskommentar von heute:
MAGDEBURGER VOLKSSTIMME: "Die Debatte um die Einführung von Mindestlöhnen in
Deutschland bringt eine seltsam geformte Allianz hervor: Der bayerische
Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende findet die SPD-Idee nicht schlecht.
Die CDU-Chefin meint das auch. Die Gewerkschaften sowieso. Also was
rechtfertigt es, dass auf einmal eine große Koalition über den staunenden
Wähler gekommen ist? Eigentlich nichts. Von Tagelöhner-Heerscharen, die sich
zu uns aufmachen, gibt es keine Spur. Mag sein, dass in hiesigen
Schlachthöfen, die von den Mindestlohn-Befürwortern neu entdeckt wurden,
viele Billigarbeiter aus Osteuropa beschäftigt sind. Die Branche gilt jedoch
nicht gerade als das Rückgrat des deutschen Arbeitsmarktes. Sonst noch was?
Ach ja. Im für das politische Kräfteverhältnis hier zu Lande so wichtigen
Nordrhein-Westfalen wird nächsten Monat gewählt. Wer will da nicht noch
schnell den besten Sozialpolitiker herauskehren?" |
Das sagt (fragt) die
eLeW:
Paragraf 138 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) bestimmt, dass
Unterschreitungen der ortsüblichen Entgelte um mehr als 40 Prozent als
sittenwidrig gelten. Wird das auf 10% verringert, haben wir den Mindestlohn
auch ohne Eingriff in die Tarifautonomie. Was gibt es aber schon?
Nach dem 1996 verabschiedeten Arbeitnehmer-Entsendegesetz müssen
ausländische Baufirmen die deutschen Tarifverträge einhalten, wenn sie ihre
Mitarbeiter nach Deutschland entsenden. Im Bauhauptgewerbe, im Dachdecker-
und Elektrohandwerk gibt es Mindestlohn-Tarifverträge, die durch Verordnung
des Bundesarbeitsministers verbindlich für alle Unternehmen sind. Die
Mindestlöhne reichen von 7,15 Euro für ungelernte Hilfskräfte bis zu 12,47
Euro je Stunde für Facharbeiter.
Die Wirtschaft will keine
Mindestlöhne sondern deren freien Fall ins Bodenlose. cdU/csU und FDP sind
eigentlich dagegen. Die Regierung will am Entsendegesetz feilen. So tritt
letzten Endes für die Mindestlöhne nur ein Teil der Gewerkschaften ein. Also
wieder alles nur Wahlgetöse. |
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