Die EU-Verfassung ist unterzeichnet, wie aber
steht es mit der Administration?
Ein Zeitungskommentar von heute
FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG: "Da beugt sich der designierte
Präsident der Kommission, Barroso, einer Mehrheit des Europäischen
Parlaments, weil die sich in einen Kultur- und Machtkampfrausch
hineingesteigert hatte, und zieht seinen kollektiven Personalvorschlag fürs
erste zurück. Das war eine Niederlage kapitaler Art. Wenig später wird in
Rom der Vertrag für eine europäische Verfassung unterzeichnet - begleitet,
wie so oft, von gut gemeintem Pathos und einer abgewetzten Rhetorik. Der
Bundeskanzler hat ganz recht: Ein Schatten lag über der Unterzeichnung - der
ganz lang werden kann, wenn die Wähler um ihre Meinung gefragt werden.
Schröders nicht uneigennützige Schattenentdeckung spricht weniger gegen den
alles in allem akzeptablen Vertrag, dem Übermütige das Edelprädikat
Verfassung geben. Sie spricht nicht gegen das europäische Einigungsprojekt
an sich, sondern kennzeichnet den Zustand der Europäischen Union:
Alltagsarbeit, garniert mit institutionellen Rivalitäten, Krisen, die von
neuen Reformen abgelöst werden, in denen schon der Keim der nächsten Krise
steckt." |
Das sagt (fragt) die eLeW:
Was der Kanzler als Schatten bezeichnet, könnte für andere eine
Lichtquelle sein. Das schwächste Glied im Trio Kommission, Ministerrat,
Parlament ist wieder gestärkt hervorgegangen. Das Parlament ist, wenn
Kommission und Regierungen sich als Handlanger des Neoliberalismus hergeben,
die einzige Hoffnung des Volkes in diesem Trio.
Ein größerer Schatten würde auf ihr ruhen, würde das Volk nicht um
Zustimmung gebeten werden. Ohne die Bürger an der Entstehung zu beteiligen,
ohne sie zu informieren, was in dem 350-Seiten-Dokument steht und ohne
sie darüber abstimmen zu lassen, dürfen die teilweise neuen politischen und
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für 450 Mil. Europäern festgeschrieben
werden.
Und schon gar nicht zu deren Nachteil: So steht in dieser Verfassung ( zwar
verklausuliert ), was da überhaupt nicht hingehört;
- Eine Festschreibung der neoliberalen Wirtschaftspolitik mit ihrer
grenzenlosen Konkurrenz, ihrer Profitorientierung und dem Abbau sozialer
Sicherung durch den Staat;
- Eine Orientierung der gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik hin auf
militärische Aufrüstung und Interventionismus;
- Oft eine Aushebelung der Selbstverwaltung;
- Eine Fortschreibung und weitere Förderung der Atomenergie.
All das darf es ohne Zustimmung der Völker nicht geben! Wir setzen uns für
eine ausführliche Auseinandersetzung mit der neuen Verfassung ein. (Siehe
J.Liebhart oder
www.eu-verfassung.org.)
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