Drei Zeitungskommentare von heute
WESTFÄLISCHE NACHRICHTEN: "Deutschland wird, wie Bundesfinanzminister Eichel
eingestanden hat, erneut die Defizitgrenze des EU-Stabilitätspaktes nicht
einhalten. Doch den notorischen Haushaltssündern winkt Erlösung. Die neue
EU-Kommission will das straffe Korsett des Stabilitätspaktes lockern und den
Dauerstreit mit Deutschen und Franzosen damit beenden. Ein höchst
zweifelhafter Lichtblick: Denn Brüssel bleibt ohnehin keine Wahl. Berlin und
Paris haben mit ihrem Schuldenkurs den Pakt ad absurdum geführt."
HEILBRONNER STIMME: "Die EU lässt bei der Haushaltspolitik Fünfe gerade
sein. Schuldenmacher brauchen auch bei wiederholter Verletzung der einst
gemeinsam beschlossenen Regeln keine Strafe zu fürchten. Verschleiernd wird
von `Flexibilisierung´ der Maastrichter Kriterien gesprochen. Das klingt
immer gut. Ist es aber nicht. Ebenso könnte ein erwischter Dieb von der
Polizei eine flexiblere Handhabung des Gesetzes fordern."
BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG: "Wenn es neue flexiblere Regeln geben soll, müssen
sie schärfer definiert werden. Grundsätzlich macht es wenig Sinn, wenn in
konjunkturell schlechten Zeiten der Staat sparen soll. Damit würden die
Probleme nur verschärft. Mehr Flexibilität könnte heißen: höhere Defizite in
der Wirtschaftsflaute. Es müsste aber auch heißen: Umgekehrt muss der Staat
im Aufschwung sparen und Schulden abbauen. |
Das sagt (fragt) die eLeW:
Einst hatte Europa einen schweren Stand gegen eine harte DM. Außerhalb
Deutschlands war das Entsorgen von Schulden durch hohe Inflationsraten ein
beliebtes Mittel der Haushaltspolitik. Nur die Bundesbank störte. Um für die
Währungsunion zu begeistern, musste Deutschland die harte Hand der
Bundesbank aufgeben. Im Gegenzug setzte Deutschland wenigstens die
Stabilitätskriterien durch. Wenn Deutschland doch nur dazu stehen würde.
Seit und mit Eichel haben wir Europa vorgeführt, dass wir nicht mehr daran
interessiert sind. Kein Grund mehr für die anderen, uns Ernst zu nehmen.
Nein, endlich sind wir das schlechte Vorbild, auf das sich die anderen nun gerne
berufen.
Die relativ geringe Geldentwertung zur Zeit ist nicht Zeichen irgendeiner
Geldpolitik, sondern Ergebnis der zerstörerischen Geldverknappung und der
anhaltenden Wirtschaftsflaute.
Den Stabilitätspakt jetzt flexibel aber
schärfer definieren, heißt ein Pendel zwischen Schuldenmachen und
Zurückzahlen einzuführen. Sparen ist in einer Demokratie kaum möglich, aber
bestimmt das strikte Verbot von Schuldenbergen. |
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