Der Bundestag debattiert über
den Nachtragshaushalt für das laufende Jahr.
Drei Zeitungskommentare von heute
KIELER NACHRICHTEN: "Alles wie gehabt: Eichel erzählt sein Märchen vom
verfassungsgemäßen Haushalt; die Opposition wirft ihm Politik auf Kosten
unserer Kinder vor. Man kann sich ein Gähnen nicht verkneifen. Dabei müsste
den Steuerbürger die Finanzpolitik der Regierung und ihrer Vorgänger
eigentlich zur Weißglut bringen. Denn um die Verschuldung aller öffentlichen
Haushalte auf Null zu bringen, müssten in den nächsten 85 Jahren jährlich 15
Milliarden Euro eingespart werden. Dafür brauchen wir mindestens unsere
Enkel. Doch Rot-Grün denkt gar nicht daran, wenigstens anzufangen mit dem
Schuldenabbau, sondern türmt in diesem Jahr 43 und 2005 noch einmal 22
Milliarden Euro obendrauf."
FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: "Nicht mehr zu verbergen ist, daß die
Hemmschwelle bei der Anwendung unsauberer Mittel in der Finanzpolitik immer
weiter sinkt. Der Schuldenverkauf, mit dem Eichel in diesem Jahr kurzfristig
fünf Milliarden Euro locker machte und dabei künftige Einnahmen in Höhe von
1,5 Milliarden verlor, war noch nicht der Tiefpunkt. Im kommenden Jahr
werden schon Pensionsansprüche von Post- und Bahnbeamten für den
kurzfristigen Konsumbedarf verfrühstückt."
DIE WELT: "Um nichts anderes (als einen Rechentrick) handelt es sich,
wenn für den Haushalt 2004 im Frühjahr ein Bundesbank-Gewinn in
Milliardenhöhe verbucht wurde, obwohl er sich schon zu dieser Zeit absehbar
nur im dreistelligen Millionenbereich bewegte, oder wenn Mauteinnahmen
herbeiphantasiert und Einsparungen aus Hartz IV erfunden wurden - das Gesetz
tritt bekanntlich erst 2005 in Kraft." |
Das sagt (fragt) die eLeW:
Das Gähnen gilt nicht der
katastrophalen Schuldenpolitik, sondern dem Geplänkel der Beteiligten. Eine
Krähe hackt der anderen nicht die Augen aus. Rot/Grün/Schwarz/Gelb werden
der Verantwortung nicht gerecht, eine einkömmliche Haushaltspolitik zu
betreiben. Im Gegenteil, ein Staat kennt ja keinen Insolvenzantrag, also
darf die Pleite ignoriert werden.
Der Widerspruch, dass mit neuen Schulden der Zinsendienst immer eher alle
Einnahmen aufzehren wird, und andererseits Politik zum Entscheiden auch
einen finanziellen Handlungsspielraum braucht, wird sicher von allen gesehen
und verstanden, aber brutal geleugnet. Klar, dass unsaubere Mittel und
Rechentricks dazu gehören.
Als Steuerbürger können wir
die Weißglut als ungesund für uns selbst weglassen. Besser ist, die
Parteien, die uns belügen, abzuwählen und die Parteien, die uns, unseren
Kindern und unseren Enkeln die Schulden aufbürden, obwohl sie nur bis 2006
gewählt sind, erst recht.
Richtig wäre, so lange keine
Steuergeschenke zu machen, bis keine Schulden mehr existieren.
Steuergeschenke sind Geschenke, die der Steuerzahler selbst bezahlt. Nur
dass der beschenkte Steuerzahler aus der Steuer flüchtet und der zahlende
Steuerzahler nichts geschenkt bekommt. |
Hier hatten wir das Thema Milliardenloch schon:
10.5.04 Milliardenloch bei Steuereinnahmen
und hier das Thema Privatisierung:
28.8.04 Flugsicherung privatisieren, nie
Und das müssen Sie zum Thema los werden oder vorschlagen:
Hier frei formuliert eintragen und anonym abschicken.
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